Freitag, 5. Juli 2013

Wölfe der Macht

Der dritte Teil ist endlich fertig! Hier findet Ihr eine extra Leseprobe. :)




In ihrem Zimmer angekommen sah sie sich erstmal um und inspizierte Bad und Schlafzimmer. Sauber. Zumindest sauberer als erwartet. Sie ging wieder zu Alex, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte.
»Zufrieden?« Sie zuckte mit den Schultern.
»Da es nur vorübergehend ist, denke ich schon das es geht.«
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Cass erzählte von ihrer Familie und ihrer kleinen Tochter, Alex schwärmte von seinen Söhnen und seiner Tochter. Er schien sie wirklich sehr zu lieben.
Unbewusst rückten sie auf dem Sofa immer näher zusammen und auf einmal strich er ihr gedankenverloren über die Wange.
»Wenn ich dein Mann wäre, würdest du mein Bett nie wieder verlassen. Ich würde dich wie eine Königin verehren.« Stopp! Alle Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf los, doch ihr Körper schmolz bei dem kleinen, kaum wahrnehmbaren Körperkontakt dahin. Seine Augen schienen sie zu hypnotisieren und nicht mehr aus seinem Bann entfliehen zu lassen.
Von einer Sekunde zur anderen war ihr Kopf völlig leer. Er beugte sich langsam zu ihr und strich mit seinen Lippen behutsam über ihre. Seine Augen waren die ganze Zeit offen und beobachteten ihre Reaktionen, für den Fall, dass sie die Zärtlichkeiten nicht wollte. Er vertiefte den Kuss nach längerem Warten und zog ihre Lippe sanft zwischen seine Zähne.
Sie war überrascht, als sie feststellte, dass sie sich an sein Shirt geklammert hatte und ihn regelrecht zu sich heranzog. Eine längst vergessen geglaubte Glut entfachte ein Feuer, das sie zu verbrennen drohte. Ihr Atem ging schneller und ihr Unterleib zog sich in köstlicher Vorahnung zusammen. Seine Hand stahl sich unter ihr T-Shirt und legte sich auf ihre Taille, wo sein Daumen über ihre weiche Haut fuhr.
Langsam aber sicher drückte er sie nach unten auf die Polster und schob sich zwischen ihre Schenkel. Als sie die Beule an ihrer Weiblichkeit spürte, stöhnte sie auf und begann sich an ihm zu reiben.
Sie wusste, dass sie völlig schamlos war und ihn, einen völlig fremden Mann, eigentlich von sich stoßen sollte, aber ihr Körper übernahm die Kontrolle und er war geil. Sehr geil. Durch ihren von Lust vernebelten Verstand hörte sie, dass an der Tür geklopft wurde. Alex lehnte sich etwas zurück und fuhr sich fahrig durch die kurzen blonden Haare. Diese Geste ließ ihn um Jahre jünger wirken.
»Das wird der Zimmerservice sein. Ich bin gleich wieder da.« Er stand mit einer geschmeidigen Bewegung auf und blickte sie noch einmal sehr leidenschaftlich an. Dann ging er zur Tür.
Cass war komplett durch den Wind. Ihr Körper schrie nach Alex, aber ihr Verstand sagte ihr, dass sie nicht mit ihm ins Bett gehen sollte. Und dabei fühlte er sich so toll an.
»Joshua? Was zum Teufel machst du hier?« Alex Stimme klang wütend. Er kannte Josh? Großer Gott. Sie sprang auf. Er ist hier. Josh stand vor ihrem Zimmer. Die Bilder von ihm und Lydia kamen ihr wieder in den Sinn und sie hätte beinahe gewürgt. Dann war ihr plötzlich, wie lachen zumute.
»Das Gleiche könnte ich dich fragen.« Cass stand auf und ging mit einem mulmigen Gefühl zur Tür. Daran, dass er plötzlich blass wurde, als er sie erblickte, konnte sie erkennen, dass sie wohl etwas derangiert aussehen musste.
Ihre Lippen fühlten sich vom Küssen geschwollen an und ihre Haare waren durch das Sofa und Alexejs Hände etwas wild. Das geschah ihm ganz recht. Als wollte sie sagen »Sieh dir diesen Gott an, der sich für mich interessiert«, drückte sie die Brust raus und zog die Schultern nach hinten.
»Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Lass mich in Ruhe.« Sie klang gefasster als sie sich fühlte. Josh wollte einen Schritt auf sie zumachen, doch Alex hielt ihn zurück.
»Sag nicht, dass Joshua dein Mann ist!« Es klang ungläubig und auch etwas giftig. Josh stieß ihn an der Schulter und brüllte: »Und ob ich ihr Mann bin. Lass deine Finger von ihr.« Cass legte ihre Hand auf Alex Arm und zog ihn etwas von der Tür weg.
»Du warst die längste Zeit mein Mann. Geh nach Hause zu Lydia. Oder zu irgendeiner anderen Frau, die du vögeln kannst. Ich kann dich nicht mehr ertragen!« Damit warf sie die Tür ins Schloss.
Keine fünf Sekunden später trat Josh die Tür ein und Cass sah ihn mit aufgerissenen Augen an. So kannte sie ihn überhaupt nicht. Er war nie gewalttätig geworden, wenn keine Gefahr bestand.
»Bist du völlig wahnsinnig geworden?« Er packte sie am Handgelenk und schrie regelrecht: »Du kommst mit nach Hause, wo du hingehörst!« Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn und schrie zurück: »Ich setze keinen Fuß mehr in diese gottverdammte Villa!« Auf einmal ging Alex dazwischen und packte Josh am Kragen. Dieser war komplett überrumpelt und wurde gegen die Wand im Flug gedrückt.
»Beschissenes Gefühl, wenn die Frau, die man liebt, sich für einen anderen entscheidet, was?« Joshs Gesicht wurde rot vor Wut.
»Irina hat mich verführt, damit sie endlich von dir loskommt. Sie hat dich nie geliebt!« Cass war wie vom Donner gerührt.
»Du hast mit seiner Frau geschlafen?« Ihr Magen drehte sich um.
»Das ist schon eine Ewigkeit her!« Rechts und links neben ihnen tauchte der Sicherheitsdienst auf und Cass sagte im ruhigen Ton: »Bitte schaffen sie ihn hier raus. Er hat meine Tür eingetreten und uns bedroht.«
»Sollen wir die Polizei rufen?« Cass sah zu Josh. Alex hatte ihn eben losgelassen und er glättete sein Hemd.
»Das wird nicht nötig sein. Ich gehe selbst.« Ein letzter wütender Blick traf Alex, bevor er sich umdrehte und gefolgt vom Sicherheitsdienst zum Aufzug ging. Alex legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie zurück ins Zimmer.
»Danke für deine Hilfe.« Er zeigte zum Bad und sagte: »Nimm ein schönes langes Bad. Ich veranlasse die Reparatur der Tür.« Sie nickte nur und ging schweigend ins Badezimmer. Als sie die Tür verriegelt hatte, sank sie zu Boden und Tränen rollten ihr über die Wangen. Das war es. Ihre Ehe lag in Trümmern zu ihren Füßen. Der einzige Trost war, dass sie es nicht zu verantworten hatte.
Aber das Gefühl des Verrats ließ sie nicht mehr los. Sie hatte gewusst, dass Lydia in Josh verliebt gewesen war, aber nach der Hochzeit hatte sie sich von ihm ferngehalten. Nach der Geburt war sie sogar so etwas wie eine Freundin geworden. Wie lange betrog Josh sie schon?
»Alles in Ordnung? Ich höre gar kein Wasser.« Sie wischte sich die Tränen ab und stand auf.
»Ja, ja. Alles in Ordnung. Ich brauch immer etwas länger.« Sie wusste, dass sie verheult klang, aber er sprach nicht weiter und sie vermutete, dass er wieder gegangen war.
»Ich leg dir ein paar Wechselsachen vor die Tür.« Cass musste schmunzeln.
»Danke.« Sie drehte den Wasserhahn der Badewanne auf und gab etwas Badezusatz ins Wasser. Sie durfte nicht mehr an Josh denken.
Ein Ziel musste her, an das sie sich halten konnte. Carmen. Und eine Wohnung. Genau. Sie zog sich aus und glitt ins warme Wasser. Sie würde morgen zu William gehen und sich die Daten ihrer Geldanlagen geben lassen. Sie wusste, dass der Erbteil ihrer Adoptiveltern und ihr eigenes Vermögen unanständig hoch waren und das sie sich keine Sorgen machen musste.
Als sie sich wusch, wurde ihr wieder bewusst, dass sie fast mit Alex geschlafen hätte, wenn Josh sie nicht unterbrochen hätte. Konnte sie jetzt eine Affäre gebrauchen? Etwas was sie ablenkte?
Als sie fertig war, tauchte sie kurz unter und hielt die Luft an, solange es ging. Es war befreiend und überaus beruhigend nichts zu hören. Nur der leichte Druck auf ihren Ohren und die Wärme um sie herum. Warum konnte es nicht immer so sein?
Sie tauchte wieder auf und duschte sich den Schaum ab, während sie das Wasser aus der Wanne ließ. Nachdem sie sich trocken gerubbelt hatte, zog sie sich einen Hotel-Bademantel über und verließ das Bad. Vor ihren Füßen lagen ein schwarzes T-Shirt und eine Jogginghose mit Tunnelzug. Sachen, die in Joshs Kleiderschrank nicht zu finden waren.
Als sie zu Alex sah, erhob er sich vom Sofa und zeigte auf die Tür.
»Es wurde ein neues Schloss eingebaut.« Cass sah zu Boden und rang um Worte.
»Danke für deine Hilfe. Aber ich ...« Alex packte sie an den Aufschlägen des Bademantels und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange.
»Es ist spät und ich brauche meine Kraft, um morgen nach meiner Tochter zu suchen.« Sie sah ihn an und ein Lächeln zauberte sich auf ihre Lippen. Er gab ihr Zeit und etwas Abstand. Was für ein wundervoller Mann.
»Ich kenn mich in Alexandria sehr gut aus. Ich kann dir helfen, sie zu suchen.«
»Also morgen früh gegen acht Uhr?« Sie verzog unwillig das Gesicht.
»Ich bin eine Langschläferin. Können wir auch gegen neun oder halb zehn losmachen?« Er grinste und nickte dann.
»Alles klar. Bis morgen früh.« Er ließ den Bademantel los und verließ das Zimmer.