Freitag, 27. Dezember 2013

Wölfe des Ragnarök

Eine kleine Leseprobe zum 5. Teil, um die Wartezeit etwas zu verkürzen:

Josephines Sturz ist der Beginn vom Ende. Odin und Hekate scharen ihre Untergebenen zusammen, um den letzten großen Kampf zu bestreiten: der Ragnarök. Es wird kein leichter Kampf und am Ende scheint niemand zu gewinnen. Werden die Alexandria-Wölfe den Kampf bestehen und welche Verluste werden sie hinnehmen müssen?


Cass wich nach links aus und entfernte sich etwas von dem riesigen Wolf. Sie wollte nicht gegen ihn kämpfen. Als sie in seine goldenen Augen gesehen hatten, die so seelenrein gewesen waren, wie sie noch nie welche gesehen hatte, war es ihr klar geworden. Sie beide gehörten zur gleichen Rasse. Zumindest zum Teil.
Also stürzte sie sich in den Kampf mit anderen Dämonen. Sie hatte in den letzten Tagen und Wochen viel trainiert, was ihr nun zugutekam. Das Schwert lag ihr gut und sicher in der Hand und ihre Schläge waren kraftvoll und gezielt.
Sie hatte in den letzten Stunden mehrere Dämonen einfach geköpft, trotz der Panzer, der ihre Gegner umgab. Sie wusste, dass es pervers war, aber sie mochte das töten. Vor allem mit ihrer ganzen Wut im Bauch.
Die anderen Walküren, die nebenbei immer wieder mit ihren Handys spielten, hielten sie über Joshs schlechte Laune auf dem Laufenden. Hildegart schien sich pausenlos über ihn aufzuregen, weil er nicht liegen bleiben wollte. Dabei war er wirklich schwer verletzt.
Sie kämpfte so verbissen, dass sie überhaupt nicht wahrnahm, dass die drei Dämonen, mit denen sie beschäftigt war, sie zum Waldrand manövrierten. Weg von den anderen, die ihr im Notfall hätten helfen können. Sie nahm sie plötzliche Dunkelheit um sich herum nicht wahr, genauso wenig die vielen Bäume, deren Wurzeln aus dem Boden ragten.
Genau so eine Wurzel wurde ihr zum Verhängnis. Einer der Dämonen sank verletzt zu Boden, wobei der nächste gleich vorrückte und ihr einen harten Hieb mit dem Schwert verpasste, der sie taumeln ließ. Ihr Schuh blieb mit der Ferse an der Wurzel hängen und sie verlor das Gleichgewicht. Mit einem gequälten Stöhnen fiel sie auf ihren allerwertesten und die Rüstung drückte sich hart in ihr Fleisch.
Der Rat von Johanna kam ihr in den Sinn. Nie hinfallen. Wenn es doch passiert, so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Liegend kannst du dich nicht verteidigen. Doch noch, bevor sie sich überhaupt aufsetzen konnte, trat ihr einer der Dämonen auf den Brustpanzer und hielt sie so am Boden.
»So du kleine Schlampe. Jetzt haben wir dich.« Der Zweite kam hinzu und hielt ihr seine Schwertspitze an den Hals.
»Eine falsche Bewegung, und dein Kopf ist ab.« Da blieb ihr natürlich keine andere Wahl. Schon als der Dämon, der auf ihrem Brustpanzer stand, die Augen weit aufriss, wusste sie, dass sich ihre Augen bereits verändert hatten. Das Ziehen in ihrem Kiefer verriet ihr, dass sich auch ihre Zähne veränderten. Und das Kribbeln auf ihrer Haut war der Vorbote des Fells, dass gleich ihre gesamte Haut bedecken würde. Nur der Panzer um ihren Körper herum bereitete ihr Schmerzen, da er nicht so schnell kaputt ging, wie ihre normalen Kleidungsstücke.
Die Dämonen wichen allesamt zurück und starrte sie an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Sie fühlte sich lebendiger den je, als sie die Kraft in den Beinen und ihrem Körper spürte. Jetzt musste sie sich nur noch überlegen, wie sie ohne Kleidung wieder ins Lager kam. Das würde eine peinliche Angelegenheit werden.
Sie spannte ihre Hinterbeine an und machte einen schnellen Satz nach vorne, um den ersten Dämon den Kopf abzubeißen. Sie bekam genau seine Kehle zwischen die Fänge und biss einmal leicht zu. Mit dem Schwert hatte sie bedeutend mehr Kraft aufwenden müssen, um einen von ihnen zu töten.
Der zweite Dämon lief wieder Richtung Schlachtfeld und sah immer wieder über seine Schulter zu ihr zurück. Ihr innerer Wolf war unruhig und wollte ihm so schnell wie möglich nach. Was sie auch tat. Nach nur wenigen Metern hatte sie ihn ein und stieß ihn mit ihren Vorderpfoten zu Boden. Auch sein Kopf war schnell vom Körper getrennt. Waren es nicht drei Dämonen gewesen? Sie sah sich um.
Er lag am Waldrand und versuchte rückwärts zu kriechen. Es war der, den sie vorher als Mensch verletzt hatte. Sie drehte sich zum Schlachtfeld um, doch ihr innerer Wolf wollte auch noch den letzten Dämon töten. Also gab sie nach. Was machte dieser eine schon noch aus? Sie würde in ein paar Minuten wieder aufs Schlachtfeld können.
Immer schneller rannte sie auf ihn zu und der Wolf konnte die Angst des Dämons förmlich riechen. Gerade, als sie sich auf ihn stürzen wollte, hob der Dämon einen Speer hoch, und bevor sie bremsen oder ausweichen konnte, lief sie in die Spitze hinein.
Das gequälte Jaulen des Wolfes drang über das ganze Schlachtfeld. Cass sah an sich herab, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Sie wusste, wo der Speer gelandet war. In ihrem Brustkorb, zum Glück ein Stück unterhalb des Herzens. Trotzdem tat es höllisch weh.
Der Dämon unter ihr grinste sie überlegen an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie immer noch genügend Kraft zu einem Angriff hatte und so verlor auch er seinen Kopf. Sie rappelte sich wieder auf, aber der Speer steckte immer noch in ihrem Brustkorb. Wie wurde sie den wieder los?
Mit ihren Pfoten ging es nicht und mit ihrer Schnauze kam sie nicht an ihn heran. Also müsste ihr eine der Walküren oder der anderen Wölfe helfen. Sie wollte zum Schlachtfeld laufen, aber der Speer verursachte ihr solche Schmerzen, dass sie zusammenbrach. Scheiße. Sie konnte sich kaum bewegen. Etwas Warmes breitete sich unter ihr aus. War das ihr Blut? Kurz drehte sich alles in ihrem Kopf, dann konnte sie wieder klar sehen. Sie wollte gerade ansetzen, um zu heulen, da wurde sie von einem Schatten umfangen.
Der Fenriswolf stand vor ihr. Auch das noch. Sie konnte sich kaum bewegen, wie sollte sie sich da gegen ihn wehren können? Außerdem war er selbst jetzt noch mindestens zweimal so groß wie sie. Als er immer näher kam, kroch sie ungeachtet der Schmerzen von ihm weg. Der Wolf in ihr knurrte, wollte angreifen und nicht verwundbar am Boden liegen. Doch selbst er konnte ihren Körper nicht zum Aufstehen zwingen.
Der Fenriswolf war natürlich unverletzt und dadurch schneller als sie. Er stellte sich ihr in den Weg und vergrub seine Nase in ihrem Fell. Seine Augen starrten in ihre, als er den Speer mit seinen Zähnen umfasste und daran zog, bis er scheppernd neben ihr zu Boden ging. Verwundert sah sie zu dem großen Wolf auf. Warum half er ihr? Wieder landete seine Nase in ihrem Fell.
Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und sie sah zu ihrem Brustkorb hinunter. Das Blut rann in einem stetigen Rinnsal aus ihr heraus. Sie hatte regelrecht eine Spur gezogen, als sie vor dem Fenriswolf fliehen wollte. Plötzlich spürte sie seine Zunge auf der Wunde, und als sie ihn ansah, leckte er genüsslich das Blut von ihrem Fell.
Was, wenn er durch das Blut auf den Geschmack kam? Waren Wölfe Kannibalen? Oder galt er gar nicht als Wolf? Immerhin war er ein Dämon oder? Wieder erfasste sie ein Schwindel. Doch dieses Mal konnte sie ihn nicht wieder abschütteln.
Ihr Kopf sank zu Boden und sie schloss die Augen. Der Wolf in ihr kämpfte um die Kontrolle, aber ihr Körper ließ beide im Stich. Als sie bewusstlos wurde, spürte sie die Zähne des Fenriswolfes in ihrem Nacken.

Wölfe der Träume

Endlich ist der vierte Teil der Wölfe-Reihe fertig:






Hier eine kleine Leseprobe (das komplette 1. Kapitel):

Endlich! Die Highschool war vorbei und nun war ein entspanntes, faules Collagedasein angesagt. Party, Jungs und Sex ohne Ende. Annika stand zusammen mit Cass und Carmen auf der Tribüne und nahm ihr Abschlusszeugnis entgegen. Selbst die fehlende Anwesenheit ihrer Eltern störte sie heute nicht.
Wie immer, wenn ein besonderer Abschnitt ihres Lebens begann, waren ihre Eltern nicht da. Anna, ihre Mutter, hatte kurzfristig abgesagt, weil irgendeine Freundin Geburtstag hätte. Aber sie war es mittlerweile gewohnt, dass alles wichtiger war als sie selbst. Und ihr Vater war an keiner tieferen Beziehung zu ihr interessiert. Er rief sie ja noch nicht einmal an.
Dafür waren die Weedmans, Cassandras und Carmens Eltern, wie eine Familie für sie geworden. Wenn sie Probleme hatte, konnte sie zu ihnen gehen, und wenn es etwas zu feiern gab, waren sie die Ersten, die es erfuhren. Sie waren ihre Ersatzfamilie und dabei tausendmal besser als ihre richtigen Eltern.
Und trotzdem. Jedes Mal, wenn ihre Eltern zu Besuch kamen oder sich wenigstens telefonisch meldeten, schlug ihr Herz schneller und eine Woge der Sehnsucht brannte in ihr auf. Janette, ihre Cousine, tadelte sie jedes Mal, wenn sie zu viel in diese kleinen Gesten interpretierte. Und sie hatte auch recht. Das merkte Annika immer wieder, wenn die Versprechen ihrer Mutter bröckelten oder ganz zerbrachen.
Der Direktor schloss die Zeremonie mit viel zu vielen Worten ab und entließ die Absolventen endlich in ihr neues Leben. Die Weedmans kamen sofort auf die drei jungen Frauen zu und umarmten sie fest.
»Wir sind so stolz auf euch!« Mrs. Weedman hatte Tränen der Rührung in den Augen, als sie Annika ansah. »Und auf dich ganz besonders. Du kommst doch noch mit uns essen, oder?« Hinter ihr nickte Cass heftig und zwinkerte ihr dann zu, was wohl bedeutete, dass sie danach noch etwas geplant hatte.
»Natürlich. Vielen Dank für die Einladung.« Mrs. Weedman umarmte Annika ein weiteres Mal herzlich und wie immer genoss Ann die Wärme des Körperkontaktes. Diese Wärme, die ihr bei ihrer eigenen Familie immer fehlte ...
»Komm. Wir verabschieden uns noch schnell von den anderen.« Cass zerrte sie regelrecht zu einer kleinen Traube von Frauen, die wild durcheinanderredeten. Ihre Clique. Ihre zweite Familie. Sie waren alle wie Schwestern.
»Heute Abend geht es auf die Piste! Wir haben schon alles geplant.« Amanda war völlig aus dem Häuschen und wäre um ein Haar wie ein aufgeregtes Häschen auf und ab gesprungen. Und Ann wusste genau, wie sie sich fühlte. Jetzt waren sie erwachsen. Konnten tun und lassen, was sie wollten. Und mit wem sie wollten. In diesem Fall hieß das: Männerjagd. Amanda war in dieser Hinsicht fast so schlimm wie Annika. Aber nur fast.
Hexen hatten einen starken sexuellen Trieb, der ihnen von Vorteil, aber auch von Nachteil sein konnte. Männer reagierten im Normalfall sehr ansprechend auf Hexen, was vielen von ihnen eine hohe Stellung in der Politik und Gesellschaft einbrachte. Aber viele, die sich ihrer Gier zu freizügig hingaben, rutschten schnell ins Rotlichtmilieu. Und das hatte Annika keineswegs vor. Wenn sie schon eine grottenschlechte Hexe war, dann wollte sie nicht auch noch so tief sinken, sich von jedem Mann besteigen lassen zu müssen, der das nötige Kleingeld hatte. Nein. Sie wollte mehr. Einen reichen Mann, der sie aushielt und ihr hübsche Sachen kaufte. Nicht wie diese kleinen Milchbubis von der Highschool. Obwohl da auch ein paar Süße dabei gewesen waren.
Sie sah ihre Freundinnen an. Von Cass, die ihr nie von der Seite wich und sogar die gleiche Uni besuchte, zu Jesika und Amanda und Sarah. Von jetzt an würden sie sich weniger sehen, vielleicht ein oder zwei Mal die Woche, aber das würde nichts ändern. Sie waren Freundinnen für das Leben. Wobei das für Cass und sie mehr bedeutet als für die anderen.
»Also treffen wir uns gegen zehn vor dem Club?« Alle nickten und zerstreuten sich dann. Ja, dass würde ein toller Abend werden. Ann folgte Cass zu deren Eltern und alles in ihr kribbelte bereits vor Vorfreude.
»Annika?« Sie drehte sich verwundert um und sah überrascht zu ihrer Cousine, die es trotz eines wichtigen Termins doch noch geschafft hatte zu kommen. Ann stürmte zu ihr und warf sich in ihre Arme.
»Ich bin so stolz auf dich. Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss.« Und Janette wusste noch nicht einmal, wie viel ihr das bedeutete. Sie war die Einzige in der Familie, die sich etwas aus ihr machte, obwohl sie so eine Versagerin war.
»Danke das du gekommen bist.«
»Wie hätte ich das verpassen können? Immerhin hast du dich so sehr um diesen Abschluss bemüht.« Die große Blondine zog einen Umschlag aus ihrer Tasche und reichte ihn Annika. »Das ist ein kleines Geschenk für dich.«
Dann verdunkelten sich ihre Augen und sie murmelte: »Pass heut Abend auf deine Gesellschaft auf. Es könnte sich auf dein ganzes Leben auswirken.« Rätsel. Aber das war bei Janette nichts Neues. Sie war neben ihrer Karriere als Zauberin auch eine Wahrsagerin, aber sie konnte nie etwas Genaues vorhersagen. Nur Gefühle und Ahnungen. Und doch traf es immer ein.
Ann schmunzelte. Was sollte schon so Schlimmes passieren, dass es sich auf ihr gesamtes Leben auswirken konnte? Das Einzige, was ihr einfallen könnte, hatte sie im letzten Frühjahr beseitigt. Also brauchte sie sich wohl keine großen Gedanken machen.
»Danke, Janette. Kommst du noch mit ins Restaurant? Die Weedmans haben bestimmt nichts dagegen.«
»Nein, nein. Ich muss gleich zu meinem nächsten Termin.« Sie zwinkerte Annika verschwörerisch zu. »Eine Priesterin braucht meine Hilfe bei einem Incubus.«
»Dann bis morgen.« Janette gab ihr ein Küsschen auf die Wange und winkte den Weedmans zu, bevor sie wieder zu ihrem Auto ging.

Annika hatte sich richtig in Schale geschmissen und ihr heißgeliebtes rotes Minikleid angezogen, das sehr knapp war und schon bei der kleinsten Bewegung so verrutschte, dass man ihr Höschen sehen konnte. Make-up hatte sie an diesen Abend nur sparsam verwendet, hauptsächlich Kajal, um ihre blauen Augen zu betonen. Ihre langen blonden Haare fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken und reichten ihr bis zur Hüfte. Sie war ein wahrhaftiger Männermagnet. Egal, wo sie hinging, die Aufmerksamkeit galt ihr allein. Mit Amanda an der einen und Cass an der anderen Seite stolzierte sie durch den Club auf eine kleine Nische zu, die für die Mädchenclique reserviert war. Jesika, Lara und Sarah warteten bereits auf die fehlenden Freundinnen und ein Tablett mit mehreren Champagnergläsern stand auf dem kleinen Tisch. Es wurde sich herzlich umarmt und schließlich zwei Champagnerflaschen geköpft, bevor sie sich auf der Tanzfläche verteilten. Es dauerte nicht lang, bis mehrere Männer dazu kamen und ihr Glück bei den Frauen versuchten. Nur Jesika, die Schüchternste unter den Freundinnen, blieb beim Tisch, und bewachte die Taschen. So eine Schande. Dabei war Jesika richtig hübsch, wenn sie nur endlich auf Kontaktlinsen umsteigen würde. Und eine etwas farbenfrohere Garderobe würde ihr vielleicht auch ganz gut stehen.
Annika wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie zwei kräftige Hände an ihrer Hüfte spürte, die sie gegen einen großen harten Körper pressten. Sie begutachtete über ihre Schulter hinweg den Mann und war ganz zufrieden. Groß, blond und muskulös. Ja, mit dem konnte sie sich bestimmt einen schönen Abend machen.
Sie hob ihre Arme und legte sie ihm um den Hals, sodass sie sich mit ihrem Po an seiner Erektion reiben konnte. Und er enttäuschte sie nicht. Anscheinend war er sehr gut ausgestattet. Seine Hände wanderten von ihrer Hüfte zu ihren nackten Schenkeln und dann wieder hinauf. Oh ja. Ihre Libido erwachte und übernahm die Kontrolle. Plötzlich tauchte ein anderer Mann vor ihr auf und Annika grinste schelmisch zu ihm hinauf. Er hatte braune Haare und sah in seinem schwarzen Hemd und der Anzugshose sehr seriös aus. Und er hatte augenscheinlich Interesse an ihr. Zwei Männer ... Der Abend wurde immer besser. Doch als der Zweite nun auch begann, sie anzutanzen und mit seinen Händen über ihren Körper zu fahren, wurde der Blonde etwas ungehalten.
»Such dir ein eigenes Mädchen!« Ann wollte eben dazwischen gehen und erklären, dass sie gern zu dritt etwas Spaß haben konnten, da begannen die beiden Männer auch schon eine Prügelei. Cass sah zu ihr herüber und schüttelte amüsiert mit dem Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass sich Jungs wegen Ann in die Haare bekamen.
Ein Seufzen wich von Annikas Lippen und sie ging zur Bar, um sich etwas Hochprozentiges zu holen. Waren alle Männer solche Idioten? Und sie hatte schon gedacht, die Highschooljungs wären kindisch gewesen.
Da entdeckte sie eine extrem leckere Sahneschnitte an der Bar. Wenn die beiden Idioten ihren Testosteronrausch nachgeben mussten, würde sie sich eben mit einem anderen vergnügen.
»Hey Süßer. Lust auf ein bisschen Spaß?« Der süße Typ, der vom rein äußerlichen über einen südländischen Touch verfügte, musterte Annika von oben bis unten und sie wusste genau, was er sah: eine sexy Blondine, die ein viel zu knappes rotes Minikleid trug. Wenn sie sich ein kleines Stück vorbeugte, konnte man sogar ihr pinkfarbenes Höschen sehen. Natürlich war das ihre Absicht gewesen, als sie sich für diesen Abend hergerichtet hatte.
»Hallo Schönheit.« Er stieß sich von der Bar ab und umrundete sie. Ann fühlte es wieder. Diesen Taumel, wenn sie sich schön fühlte. Begehrt. Andere sahen in ihr nur ein Objekt. Ein Püppchen, das hübsch aussah und nicht viel im Kopf hatte. Frauen sahen in ihr immer eine Konkurrenz, weswegen sie Annika immer schnitten, sogar manche Lehrerinnen taten das. Aber diese Ablehnung störte Ann nicht weiter.
Seine langen Finger legten sich auf ihre Hüfte, als er sich von hinten an sie schmiegte und zu den verklingenden Tönen der Musik tanzte. Seinem Körper entströmte etwas ... Magisches. War er auch ein Wesen Odins? Annika hatte normalerweise keine Probleme andere Mythengeschöpfe zu erkennen, aber der hier machte es ihr schwer. Mit dieser Aura konnte er einfach kein Mensch sein.
Als ein neues Lied begann, presste er seine Hüften an ihren Po und seine Hände wanderten Richtung Norden. Oh ja. Er wusste, welche Knöpfe man bei ihr drehen bzw. drücken musste. Erregung flammte in ihrem Körper auf und sie konnte förmlich spüren, wie die Magie über ihre Haut kribbelte. Magie. Du unwilliges kleines Biest.
»Ich hab in der Nähe eine Wohnung.« Der ging aber ran. Aber das war ihr ganz recht. Was sie jetzt brauchte, wollte sie nicht vor dem Herrenklo eines Clubs erleben. Außerdem stand sie nicht unbedingt auf Zuschauer. Und die würden garantiert dazu kommen.
»Worauf warten wir dann noch?« Er packte sie an der Hand und zog sie zum Ausgang. Dort nickte er dem Türsteher zu und reichte ihm einen Fünfzigdollarschein. Dann zog er sie auch schon weiter die Straße entlang. Vor dem Club hatte sich eine lange Schlange angesammelt, die alle warten mussten, während Annika mit diesem heißen Typen gar nicht schnell genug vom Club wegkam.
Wenige Minuten später zog er sie in ein großes Wohngebäude und sie fuhren mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage, die sich als ein riesiges Penthouse herausstellte. Er musste einen wirklich gut bezahlten Job haben. Mit hungrigem Blick musterte er ihre Erscheinung ein weiteres Mal und deutete auf das Bett, das mitten in der Wohnung stand. Es war riesig, rund und mit rotem Stoff bezogen. Und wieder konnte sie diese enorme Kraft spüren. Entweder war er ein großer Magier oder jemand, der zuletzt hier war, verfügte über große Macht.
»Zieh dich aus. Langsam.« Er hob eine Fernbedienung hoch und startete die Anlage, und sogleich ertönten herrlich erotische Klänge, die Annikas Libido noch mehr anfeuerten. Sie sollte also strippen. Nur leider trug sie nicht all zu viele Kleidungsstücke. Es würde also eine kurze Nummer werden.
Sie grinste und begann, sich langsam im Takt der Musik hin und her zu bewegen. Dabei kickte sie ihre Highheels einen nach dem anderen von sich und drehte sich einmal im Kreis, bevor sie mit ihren Händen in ihr Haar griff und es etwas auflockerte. Männer liebten es, wenn sie mit ihren Haaren spielte. Auch dieser hier schien sehr begeistert zu sein und ließ sich auf das Bett sinken, ohne auch nur einen Moment den Blick von ihr zu nehmen.
Oh ja. Der war heiß. Annika schob erst den einen, dann den anderen Träger des Kleides von ihrer Schulter und drehte ihm dann den Rücken zu. Männer machte es verrückt, wenn sie nicht sahen, wie etwas ausgepackt wurde. Und nun ließ sie das Kleid über ihre Brüste nach unten gleiten und hielt es kurz über ihrer Hüfte fest, damit er nicht gleich alles sah. Über die Schulter hinweg blickte sie ihm direkt in die Augen und ließ das Stück Stoff schließlich nach unten sinken, sodass sich das Kleid um ihre Füße bauschte.
Sein Blick war dem Stoff gefolgt, und als er nun wieder an ihr nach oben sah, drehte sie sich langsam um. Sie trug immer noch ihr rosa Höschen, welches sie nun langsam abstreifte. Mit jeder Hüftbewegung rutschte das Höschen ein Stück weiter. Je mehr sie sich nach vorne beugte, desto mehr Haare fielen auch nach vorne, sodass sie, als sie schließlich auch ihr Höschen abgestreift hatte, von ihrer blonden Mähne bedeckt wurde. Zumindest ihre Brust. Langsam, die Hüften einladend schwingend, ging sie auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen.
»Und. Hat dir die Show gefallen?« Er packte sie an der Taille und zog sie näher an sich heran, sodass sie mit einem Bein auf dem Bett kniete.
»Und wie. Du bist eine wahrlich erotische Frau.«

Oh ja. Annika lag erschöpft und verschwitzt neben dem hübschen Mann und versuchte, ihren Puls wieder etwas zu normalisieren. Wer hätte gedacht, dass es Männer gab, die einen so langen Ritt aushielten? Sie drehte sich auf die Seite und begann mit ihren Fingern über seine Brust zu fahren. Wieso konnte sie die Finger nur einfach nicht von ihm lassen?
»Da ist aber jemand ziemlich unersättlich, was?« Plötzlich hörte sie, wie der Fahrstuhl mit einem dezenten Ping in ihrem Stockwerk anhielt und die Türen aufglitten.
»Giorgio?« Eine wahre Schönheit kam ins Zimmer gerauscht und starrte entsetzt auf Annika und Giorgio, die erschrocken innehielten. Ihre weißen Haare reichten ihr bis zu den Knien und sie sah aus wie ein Geist. Ein hübscher Geist. Nur ihre Augen, die im Moment blutrot waren, zeugten von ihrer mythischen Herkunft. »Was zum Teufel soll das?« Annika sprang sofort auf und wollte zu ihrem Kleid flüchten, als dieses wie durch Zauberhand verschwand und bei der Frau wieder auftauchte. »Nicht so schnell junge Dame.« Oh, oh. »Wie kannst du es wagen, mit meinem Freund zu schlafen?« Giorgio setzte sich zufrieden grinsend im Bett auf und beobachtete die beiden Frauen.
»Er hat gesagt, dass er Single ist.« Nun sah sie ihn scharf an.
»Du hast was gesagt?« Er zuckte nur mit den Schultern, grinste aber immer noch. Was war nur mit diesem Typen los? Andere Männer würden die Betrogene anflehen, ihn nicht zu verlassen, aber er schien amüsiert zu sein. Oder hatte er es darauf angelegt, von seiner Freundin erwischt zu werden?
»Hört mal, ihr beiden. Ich mach mich jetzt vom Acker, damit ihr eure Streitigkeiten beilegen könnt. Ciao.« Sie wollte sich eben umdrehen und zum Fahrstuhl gehen, als sie feststellte, dass sie sich nicht rühren konnte. Keinen Millimeter. Außerdem war sie immer noch nackt. Nicht unbedingt die beste Ausgangssituation, um zu fliehen.
»Du gehst nirgendwo hin.« Die Frau setzte sich auf das kleine Kanapee in der Nähe des Bettes und betrachtete Annika abwertend. »Was bist du nur für ein Mädchen, das du für jeden dahergelaufenen Mann deine Beine breitmachst?« Jetzt kam die Leier.
»He! Ich bin jung und will Spaß. Daran gibt es nichts auszusetzen.« Die Frau stand mit einer fließenden Bewegung auf und ging langsam auf Annika zu.
»Ja, so sieht es wohl aus.« Als sie schließlich bei ihr war, fuhr sie Annika mit dem Zeigefinger über das Schlüsselbein quer über die Brust. Gänsehaut breitete sich überall auf ihrem Körper aus, als sie die starke Macht fühlte, die von der Frau ausging. »Ich verfluche dich. Jeder sterbliche Mann, der zu dir sagt: »Ich will dich«, wird dich besitzen und dann sterben. Odins Männer werden geschwächt. Vielleicht verlierst du so schneller die Lust an der Hurerei, als dir lieb ist.«
Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie und Ann wich erschrocken zurück. Die Frau drückte ihr das Kleid in die Hand und drehte sich dann zu Giorgio um.
War es wirklich das, was sie dachte, dass es war? Die Macht, die sie aufgehalten hatte, als sie fliehen wollte, war auf einmal weg und völlig panisch rannte Annika aus der Wohnung in den Fahrstuhl, wo sie das Kleid in Rekordzeit überzog. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Sie war eben von einer sehr mächtigen Hexe verflucht worden. Und das nur, weil deren Freund nicht gesagt hatte, dass er vergeben war. Oh, wie sehr sie Männer verachtete.
Sie rief sich ein Taxi, als sie vor dem Penthouse stand, und bat den Fahrer, so schnell wie möglich zu fahren, da sie es sehr eilig hatte. Der Taxifahrer musterte sie mit großen Augen und grinste dann einfältig.
»Aber gerne, kleine Miss.« Nach einem letzten Blick auf den Saum ihres Kleides fuhr er los und setzte sie vor Janettes Haus ab. Natürlich hatte sie ihre Tasche im Club gelassen und konnte nicht bezahlen, was den Fahrer überhaupt nicht aufzustoßen schien. »So ein hübsches Mädchen kann auch in Naturalien bezahlen.« Sie hätte sich fast auf den Rücksitz erbrochen, als sie sein gieriges Grinsen wahrnahm.
»Nein, nein. Nicht nötig. Ich hol schnell Geld. Bitte warten sie hier.« Damit floh sie regelrecht aus dem Taxi und kramte aus dem Versteck unter der Treppe den Ersatzschlüssel für Janettes Haus heraus. Sie konnte das Licht in Janettes Arbeitszimmer sehen und stürmte sofort hinein.
»Jeanette! Du musst mir helfen!« Ihre Cousine saß gerade am Computer, als Annika völlig aufgelöst ins Zimmer kam und gleich begann, wild zu gestikulieren.
»Was ist denn los?« Janette sah sie von oben bis unten an und schien überrascht, ihre Cousine in einem derart kurzen Kleid zu sehen.
»Da war eine Hexe, die mich verflucht hat. Du musst ihn unwirksam machen. Bitte.« Janette stand auf und ging zu Annika, die am ganzen Leib zitterte. Dann spürte sie auf einmal eine Art Windhauch auf ihrer Haut, aber nichts geschah.
»Oh.« Janette zog verwundert die Augenbrauen hoch und legte ihren Kopf schief.
»Was?«
»Du weißt nicht zufällig, wer dich verflucht hat?« Was sollte die Frage? Sie hatte keine Gelegenheit, die Hexe nach ihrem Namen oder ihrer Nummer zu fragen.
»Nein.« Ihre Cousine seufzte und sah sie dann mitfühlend an. Das war nicht gut.
»Das war ein Succubus, meine Süße. Diesen Fluch kann nur sie wieder rückgängig machen.« Nach einer kurzen Pause murmelte sie: »Und ich hab sie auch noch vorgewarnt. Wieso tu ich das, wenn sie sowieso nicht auf mich hört?«
Annika hingegen stand wie vom Blitz getroffen da und wusste nicht so recht, ob sie weinen oder schreien sollte. Vielleicht beides?