Freitag, 27. Dezember 2013

Wölfe des Ragnarök

Eine kleine Leseprobe zum 5. Teil, um die Wartezeit etwas zu verkürzen:

Josephines Sturz ist der Beginn vom Ende. Odin und Hekate scharen ihre Untergebenen zusammen, um den letzten großen Kampf zu bestreiten: der Ragnarök. Es wird kein leichter Kampf und am Ende scheint niemand zu gewinnen. Werden die Alexandria-Wölfe den Kampf bestehen und welche Verluste werden sie hinnehmen müssen?


Cass wich nach links aus und entfernte sich etwas von dem riesigen Wolf. Sie wollte nicht gegen ihn kämpfen. Als sie in seine goldenen Augen gesehen hatten, die so seelenrein gewesen waren, wie sie noch nie welche gesehen hatte, war es ihr klar geworden. Sie beide gehörten zur gleichen Rasse. Zumindest zum Teil.
Also stürzte sie sich in den Kampf mit anderen Dämonen. Sie hatte in den letzten Tagen und Wochen viel trainiert, was ihr nun zugutekam. Das Schwert lag ihr gut und sicher in der Hand und ihre Schläge waren kraftvoll und gezielt.
Sie hatte in den letzten Stunden mehrere Dämonen einfach geköpft, trotz der Panzer, der ihre Gegner umgab. Sie wusste, dass es pervers war, aber sie mochte das töten. Vor allem mit ihrer ganzen Wut im Bauch.
Die anderen Walküren, die nebenbei immer wieder mit ihren Handys spielten, hielten sie über Joshs schlechte Laune auf dem Laufenden. Hildegart schien sich pausenlos über ihn aufzuregen, weil er nicht liegen bleiben wollte. Dabei war er wirklich schwer verletzt.
Sie kämpfte so verbissen, dass sie überhaupt nicht wahrnahm, dass die drei Dämonen, mit denen sie beschäftigt war, sie zum Waldrand manövrierten. Weg von den anderen, die ihr im Notfall hätten helfen können. Sie nahm sie plötzliche Dunkelheit um sich herum nicht wahr, genauso wenig die vielen Bäume, deren Wurzeln aus dem Boden ragten.
Genau so eine Wurzel wurde ihr zum Verhängnis. Einer der Dämonen sank verletzt zu Boden, wobei der nächste gleich vorrückte und ihr einen harten Hieb mit dem Schwert verpasste, der sie taumeln ließ. Ihr Schuh blieb mit der Ferse an der Wurzel hängen und sie verlor das Gleichgewicht. Mit einem gequälten Stöhnen fiel sie auf ihren allerwertesten und die Rüstung drückte sich hart in ihr Fleisch.
Der Rat von Johanna kam ihr in den Sinn. Nie hinfallen. Wenn es doch passiert, so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Liegend kannst du dich nicht verteidigen. Doch noch, bevor sie sich überhaupt aufsetzen konnte, trat ihr einer der Dämonen auf den Brustpanzer und hielt sie so am Boden.
»So du kleine Schlampe. Jetzt haben wir dich.« Der Zweite kam hinzu und hielt ihr seine Schwertspitze an den Hals.
»Eine falsche Bewegung, und dein Kopf ist ab.« Da blieb ihr natürlich keine andere Wahl. Schon als der Dämon, der auf ihrem Brustpanzer stand, die Augen weit aufriss, wusste sie, dass sich ihre Augen bereits verändert hatten. Das Ziehen in ihrem Kiefer verriet ihr, dass sich auch ihre Zähne veränderten. Und das Kribbeln auf ihrer Haut war der Vorbote des Fells, dass gleich ihre gesamte Haut bedecken würde. Nur der Panzer um ihren Körper herum bereitete ihr Schmerzen, da er nicht so schnell kaputt ging, wie ihre normalen Kleidungsstücke.
Die Dämonen wichen allesamt zurück und starrte sie an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Sie fühlte sich lebendiger den je, als sie die Kraft in den Beinen und ihrem Körper spürte. Jetzt musste sie sich nur noch überlegen, wie sie ohne Kleidung wieder ins Lager kam. Das würde eine peinliche Angelegenheit werden.
Sie spannte ihre Hinterbeine an und machte einen schnellen Satz nach vorne, um den ersten Dämon den Kopf abzubeißen. Sie bekam genau seine Kehle zwischen die Fänge und biss einmal leicht zu. Mit dem Schwert hatte sie bedeutend mehr Kraft aufwenden müssen, um einen von ihnen zu töten.
Der zweite Dämon lief wieder Richtung Schlachtfeld und sah immer wieder über seine Schulter zu ihr zurück. Ihr innerer Wolf war unruhig und wollte ihm so schnell wie möglich nach. Was sie auch tat. Nach nur wenigen Metern hatte sie ihn ein und stieß ihn mit ihren Vorderpfoten zu Boden. Auch sein Kopf war schnell vom Körper getrennt. Waren es nicht drei Dämonen gewesen? Sie sah sich um.
Er lag am Waldrand und versuchte rückwärts zu kriechen. Es war der, den sie vorher als Mensch verletzt hatte. Sie drehte sich zum Schlachtfeld um, doch ihr innerer Wolf wollte auch noch den letzten Dämon töten. Also gab sie nach. Was machte dieser eine schon noch aus? Sie würde in ein paar Minuten wieder aufs Schlachtfeld können.
Immer schneller rannte sie auf ihn zu und der Wolf konnte die Angst des Dämons förmlich riechen. Gerade, als sie sich auf ihn stürzen wollte, hob der Dämon einen Speer hoch, und bevor sie bremsen oder ausweichen konnte, lief sie in die Spitze hinein.
Das gequälte Jaulen des Wolfes drang über das ganze Schlachtfeld. Cass sah an sich herab, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Sie wusste, wo der Speer gelandet war. In ihrem Brustkorb, zum Glück ein Stück unterhalb des Herzens. Trotzdem tat es höllisch weh.
Der Dämon unter ihr grinste sie überlegen an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie immer noch genügend Kraft zu einem Angriff hatte und so verlor auch er seinen Kopf. Sie rappelte sich wieder auf, aber der Speer steckte immer noch in ihrem Brustkorb. Wie wurde sie den wieder los?
Mit ihren Pfoten ging es nicht und mit ihrer Schnauze kam sie nicht an ihn heran. Also müsste ihr eine der Walküren oder der anderen Wölfe helfen. Sie wollte zum Schlachtfeld laufen, aber der Speer verursachte ihr solche Schmerzen, dass sie zusammenbrach. Scheiße. Sie konnte sich kaum bewegen. Etwas Warmes breitete sich unter ihr aus. War das ihr Blut? Kurz drehte sich alles in ihrem Kopf, dann konnte sie wieder klar sehen. Sie wollte gerade ansetzen, um zu heulen, da wurde sie von einem Schatten umfangen.
Der Fenriswolf stand vor ihr. Auch das noch. Sie konnte sich kaum bewegen, wie sollte sie sich da gegen ihn wehren können? Außerdem war er selbst jetzt noch mindestens zweimal so groß wie sie. Als er immer näher kam, kroch sie ungeachtet der Schmerzen von ihm weg. Der Wolf in ihr knurrte, wollte angreifen und nicht verwundbar am Boden liegen. Doch selbst er konnte ihren Körper nicht zum Aufstehen zwingen.
Der Fenriswolf war natürlich unverletzt und dadurch schneller als sie. Er stellte sich ihr in den Weg und vergrub seine Nase in ihrem Fell. Seine Augen starrten in ihre, als er den Speer mit seinen Zähnen umfasste und daran zog, bis er scheppernd neben ihr zu Boden ging. Verwundert sah sie zu dem großen Wolf auf. Warum half er ihr? Wieder landete seine Nase in ihrem Fell.
Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und sie sah zu ihrem Brustkorb hinunter. Das Blut rann in einem stetigen Rinnsal aus ihr heraus. Sie hatte regelrecht eine Spur gezogen, als sie vor dem Fenriswolf fliehen wollte. Plötzlich spürte sie seine Zunge auf der Wunde, und als sie ihn ansah, leckte er genüsslich das Blut von ihrem Fell.
Was, wenn er durch das Blut auf den Geschmack kam? Waren Wölfe Kannibalen? Oder galt er gar nicht als Wolf? Immerhin war er ein Dämon oder? Wieder erfasste sie ein Schwindel. Doch dieses Mal konnte sie ihn nicht wieder abschütteln.
Ihr Kopf sank zu Boden und sie schloss die Augen. Der Wolf in ihr kämpfte um die Kontrolle, aber ihr Körper ließ beide im Stich. Als sie bewusstlos wurde, spürte sie die Zähne des Fenriswolfes in ihrem Nacken.

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